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Interview mit Mathias Betz

Menschen mit akuten und chronischen psychiatrischen Erkrankungen oder in schweren Lebenskrisen finden Aufnahme auf der Psychiatrischen Station des Kantonsspitals Glarus. Unsere therapeutischen Bemühungen basieren auf dem Menschen als einmalige Persönlichkeit mit seiner Selbstbestimmung, seinen Anliegen und seinen Rechten. Dabei zielt das KSGL auf die Wiedergewinnung der Selbstständigkeit und die Verbesserung der Lebensqualität.

Mathias Betz ist seit 2012 Chefarzt der Psychiatrie im Kantonsspital Glarus. In diesem spannenden Interview teilt er seine Erfahrungen als Psychiater, gibt Einblick in seine spannende Tätigkeit und vermittelt Inputs aus seinem Beruf.

Was hat Mathias Betz dazu bewegt diesen Beruf auszuüben?

Schon in den frühen Lebensjahren entdeckte Mathias Betz seine Faszination an Erfahrungs- und Entwicklungsgeschichten anderer Menschen. Als Psychiater sei es legitim alle Fragen zu stellen, um sich in die Lebensgeschichte seines Gegenübers einzudenken. Die Antworten seien zwar nicht immer die, die erwartet werden, doch seine schon früh gereifte Neugier verleiht ihm die nötige Ausdauer, um sich intensiv mit dem Leben seiner Patienten auseinanderzusetzen. Dies gelingt ihm auch nach jahrzehntelanger Berufstätigkeit nach wie vor sehr gut und bereitet ihm auch viel Freude.

Gibt es eine Lieblingsarbeit?

Jede einzelne Begegnung mit Patientinnen und Patienten sei unterschiedlich, selbst bei vermeintlich gleicher Diagnose ist jeder Fall individuell. Die Lebensgeschichte unterscheidet sich immens von Person zu Person, dies bringe neue Aspekte mit sich. Ob es das einzelne Gespräch oder die Begleitung der jeweiligen Person ist, Mathias Betz ist nach wie vor fasziniert von seiner Tätigkeit.

Berufliche Geschichten, die ihn prägen

Im Lauf der Jahrzehnte kreuzten sich viele Wege von Patientinnen und Patienten mit dem von Mathias Betz. Die Zeit in der Forensischen Psychiatrie, in welcher er Erfahrungen mit diversen psychisch kranken Straftätern sammelte, prägte ihn sehr. Mit dem Blick hinter die Schlagzeilen, welche in diversen Zeitungen publiziert wurden, bekam er die Möglichkeit, die Menschen hinter diesen Schlagzeilen zu sehen. Hinter jeder einzelnen Schlagzeile stecken Menschen und deren ganz individuellen Schicksale. Im Laufe der Jahre machte er vermehrt die Erfahrung, dass viele dieser Patientinnen und Patienten selber Opfererfahrungen teilen und dann leider ebenfalls zu Tätern wurden. Die Tragik in vielen Fällen ist, dass ihr Lebenslauf und derjenige der Opfer ein komplett anderer hätte sein können, wenn rechtzeitig der Weg einer Behandlung eingeschlagen worden wäre. Fehlende Rahmenbedingungen und Einschätzungen führen dazu, dass die notwendige Behandlung nicht rechtzeitig sichergestellt werden kann, dies sind Erfahrungen, die einen Psychiater und andere in die Behandlung involvierte langzeitig prägen.

Ab wann ist jemand laut Mathias Betz emotional reif um in einer Psychiatrie zu arbeiten?

Wer im Gesundheitswesen arbeitet, benötigt ein gewisses Mass an eigener Erfahrung und Eigenstabilität, um tagein tagaus mit diversen Erfahrungen umgehen zu können, so Mathias Betz. Dies ist grundsätzlich unabhängig von der Berufsgruppe Psychiater und betrifft auch Pflegefachpersonen, Psychologen oder andere Therapeuten. Die Bereitschaft, sich selbst kritisch zu hinterfragen und sich seinen eigenen Schwächen zu stellen – anstatt ihnen aus dem Weg zu gehen, wie es für gewöhnlich gemacht wird – ist für die Ausübung des Berufes essentiell.

Kritisch erscheint Mathias Betz eher das jugendliche Alter, welches Auszubildende vor allem bei den pflegerischen Berufsgruppen in der Psychiatrie aufweisen: Während des eigenen kritischen Entwicklungsstands auf dem Weg zur Volljährigkeit, können Erfahrungen negative Einflüsse der Eigenentwicklung zur Folge haben, da eine Einordnung nicht aus Erfahrungen gesetzt werden kann. Sogenannte Supervisionen oder Fallbesprechungen helfen vor allem während der Ausbildungszeit, Selbsterfahrung zu generieren und Erfahrenes einzuordnen.

Eine gewisse Festigkeit seiner eigenen Identität als erwachsene Person sowie emotionale Belastbarkeit sind wichtig.

Aller Anfang ist schwer

Die ersten fünf bis zehn Berufsjahre sind die schwierigsten, laut Mathias Betz. Dies läge daran, dass man sich viel theoretisches Wissen angeeignet hat, aber praktisch nicht viel Erfahrung hat.

Doch durch Routine und Erfahrung fallen auch schwierige Fälle leichter

Die Herausforderung ist, dass die verantwortliche Person selbst das Hauptwerkzeug ist. Es sei wichtig, der Person etwas zu vermitteln, das ihr in der aktuellen Situation fehlt. Eine an Depression erkrankte Person benötigt beispielweise Lebensenergie, die durch den Therapeuten übertragen werden muss. Für die Fachperson ist das sehr auslaugend und die tägliche Dosis der Belastung darf deshalb nicht überschritten werden, damit sich die Fachperson auch wieder regenerieren kann.

Würde Mathias Betz den Beruf erneut wählen?

Der administrative Teil nimmt immer mehr Raum ein, so auch sogenannte äussere Störfelder. Mit dem Wissen, das er heute habe in Kombination mit der bereits langjährigen Tätigkeit, würde er seinen Neigungsberuf eher aus pragmatischen Gründen wohl nicht mehr wählen.

Das für ihn veränderte Tätigkeitsfeld stehe nicht immer im Einklang mit der eigentlichen Kernarbeit des Berufs, der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung, in welcher der Mensch im Mittel-punkt steht. «Ich würde den Beruf aber inhaltlich immer wieder wählen, weil ich das, was ich tue, nach wie vor gerne mache», meint Mathias Betz.

Das Interview wurde durch unsere KV-Lernenden geführt. 

Mathias Betz, Chefarzt Psychiatrie
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