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Interview mit Andrea Schneider, Pflegeexpertin für Palliative Care

Unheilbar erkrankte und sterbende Menschen benötigen eine besonders einfühlsame und ganzheitliche Betreuung. Die Palliative Care des Kantonsspitals Glarus begleitet Patientinnen und Patienten mit unheilbaren Erkrankungen in einer sehr anspruchsvollen Lebensphase. Ziel ist es nicht, das Leben um jeden Preis zu verlängern, sondern die Lebensqualität bis zum letzten Atemzug möglichst hoch zu halten. Andrea Schneider ist Pflegeexpertin für Palliative Care am KSGL und gibt in diesem Interview Einblicke in ihre wichtige und bewegende Arbeit.

Was genau ist Palliative Care?

Andrea Schneider begegnet dieser Frage oft. Auch dem weit verbreiteten Vorurteil: Viele Menschen verbinden Palliative Care ausschliesslich mit dem Sterben. «Das stimmt nur zur Hälfte», erklärt sie. Palliative Care ist eine ganzheitliche, medizinische, pflegerische und therapeutische Betreuung von Menschen mit einer unheilbaren, fortschreitenden Krankheit. Ziel ist nicht in erster Linie eine Lebensverlängerung, sondern die Erhaltung der Lebensqualität und die Linderung von Leiden.

Am liebsten begleitet das Palliativteam die Patientinnen und Patienten möglichst früh. «Wenn wir früh in einen nicht heilbaren Krankheitsverlauf mit einbezogen werden, ist es uns möglich, gemeinsam mit den behandelnden Ärzten der anderen Disziplinen die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.»
 

Wie funktioniert die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Palliative Care?

«Palliative Care lebt vom Austausch», sagt Andrea Schneider. Je nach Institution, ob Spital, Pflegeheim oder Spitex, ist die Organisation unterschiedlich. Gemeinsam ist allen: Die Arbeit ist interdisziplinär. Neben Pflegefachpersonen und Ärztinnen und Ärzten sind auch die wichtigen Bereiche Seelsorge, Sozialdienst, Musiktherapie, Physiotherapie, Ernährungsberatung, Ergotherapie sowie weitere Fachpersonen beteiligt.

Einmal wöchentlich findet eine Teamsitzung statt. «Wir besprechen jeden einzelnen Patientenfall: Was ist das Ziel dieser Woche? Welche Fortschritte möchten wir gemeinsam erreichen?» Ein einfaches Beispiel: Ein Patient möchte zehn Treppenstufen schaffen, um wieder nach Hause entlassen zu werden. Dann überlegen alle gemeinsam, wie dieses Ziel unterstützt werden kann.

Viele Absprachen finden aber auch ganz spontan statt. «Wir treffen uns oft kurz auf dem Korridor für einen Austausch. Dieser direkte Kontakt ist sehr wichtig und gehört zur täglichen Arbeit.»


Was sind Ihre Aufgaben als Pflegeexpertin in der Palliative Care?

«Das ist gar nicht so einfach zu beantworten», meint Andrea Schneider lachend. «Denn das ist in jedem Haus unterschiedlich.» Im Kantonsspital Glarus trägt sie die pflegerische Hauptverantwortung für den Palliative-Care-Bereich. Sie ist zuständig für die Fachleitung, entwickelt Konzepte und überprüft regelmässig die Qualität der Pflege.

Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit sind die Gespräche mit den Patientinnen und Patienten. «Ich spreche mit ihnen über Themen, die sonst oft vermieden werden. Zum Beispiel: Wie viel Lebensqualität haben Sie noch? Haben Sie Angst vor dem Sterben? Wollen Sie weiterkämpfen? Was brauchen Sie in den letzten Tagen oder Wochen?»

Zudem berät sie Pflegeteams und Ärztinnen und Ärzte bei fachlichen Fragen, nimmt an Visiten teil und leitet die wöchentlichen Interdisziplinären Rapporte.

Wenn ein Patient oder eine Patientin nach Hause entlassen wird, erstellt sie mit dem Team eine sogenannte «Reservenverordnung». Diese beinhaltet klare Anweisungen für die Angehörigen oder die Spitex, was zu tun ist, wenn sich der Zustand zu Hause plötzlich verschlechtert.
 

Welche Eigenschaften braucht es für diesen Beruf?

«Kommunikationsstärke, Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit und man darf keine Angst vor schwierigen Themen haben», sagt Andrea Schneider. Wer in der Palliative Care arbeitet, muss sich selbst gut reflektieren können und offen sein für Fragen rund um das Sterben. Nur wer sich selbst mit dem Thema Tod und Sterben auseinandersetzt, kann andere gut begleiten. 
 

Was hat Sie dazu bewogen, sich auf Palliative Care zu spezialisieren?

Andrea Schneider nennt zwei Schlüsselerlebnisse. Bereits als junge Stationsleiterin auf der Inneren Medizin hatte sie häufig mit sterbenden Menschen zu tun. «Damals wurde mir klar, dass ich mehr Fachwissen brauche, um Sicherheit im Umgang mit diesen Situationen zu gewinnen.»

Das zweite prägende Erlebnis war ein Patient mit einer onkologischen Erkrankung. Alle wussten, dass er bald sterben würde, aber niemand hatte das offen gesagt. Als seine Frau mich fragte, ob er nun sterben werde, und ich «ja» sagte, brach sie weinend zusammen. Sie sagte: «Warum hat mir das niemand gesagt?» Für Andrea Schneider war das ein Wendepunkt.

Dieses Ereignis liegt rund zwanzig Jahre zurück – damals sprach man noch kaum über Palliative Care. Zwar begleitete man Patientinnen und Patienten im Sterben, doch es fehlte das Bewusstsein für eine strukturierte, professionelle Begleitung am Lebensende. «Wir haben zwar intuitiv vieles richtig gemacht, aber es fehlte ein klares Konzept und vor allem der Mut, Dinge beim Namen zu nennen. Dieses Erlebnis hat mir deutlich gezeigt, wie wichtig offene Kommunikation ist.»

Für sie war klar: «Wir müssen lernen, offen über das Sterben zu sprechen. Nur so können wir die Betroffenen und ihre Angehörigen wirklich gut begleiten.»
 

Was erfüllt Sie an Ihrem Beruf am meisten?

«Dass ich mit wenig oft sehr viel bewirken kann», sagt Andrea Schneider. Ob ein Moment der Linderung, ein ehrliches Gespräch oder die Begleitung in einer aussergewöhnlichen Lebenssituation – sie erlebt ihre Arbeit als sehr sinnstiftend.
 

Gibt es Erlebnisse, die Sie besonders geprägt haben?

«Sehr viele», sagt sie. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr eine junge Patientin, die unbedingt noch Weihnachten mit ihrem Kind feiern wollte. «Wir haben ihr einen Christbaum organisiert und eine Woche früher Weihnachten gefeiert. Solche Erlebnisse bleiben. Bei jedem Menschen, den man begleitet, bleibt etwas zurück.»
 

Warum sind Sie 2023 ans Kantonsspital Glarus zurückgekehrt?

Andrea Schneider arbeitete vor ihrer Rückkehr ans Kantonsspital Glarus drei Jahre im Palliativzentrum in St. Gallen und später im palliativen Konsiliardienst. «Ich wollte mein Wissen vertiefen, um es später hier in Glarus anzuwenden.» Auch wenn die Rückkehr aus familiären Gründen etwas früher erfolgte als geplant, ist sie froh über ihre Entscheidung. «Ich bin sehr gerne zurückgekommen.»
 

Wo holen Sie sich die Kraft für Ihre anspruchsvolle Arbeit?

«Am meisten bei meiner Familie und im Winter beim Skifahren», sagt Andrea Schneider lachend. Auch Spaziergänge in der Natur, Bergtouren und Lesen helfen ihr, wieder aufzutanken.
 

Welche Ausbildung braucht es für die Palliative Care?

Es gibt zahlreiche Weiterbildungen in der Schweiz. Wer jedoch eine Spezialisierung anstrebt, sollte mindestens einen CAS oder sogar einen MAS in Palliative Care absolvieren. Andrea Schneider selbst hat den MAS 2012 abgeschlossen.
 

Würden Sie den Beruf als Pflegefachfrau nochmals wählen?

«Ja, auf jeden Fall. Es ist mein Herzensberuf», sagt Andrea Schneider. Zwar seien die Bedingungen heute nicht einfach, doch die Möglichkeiten innerhalb des Berufs seien sehr vielfältig von Spezialisierungen über Führungsfunktionen bis hin zu verschiedenen Einsatzgebieten.
 

Welchen Rat geben Sie jungen Menschen, die in die Palliative Care einsteigen möchten?

«Unbedingt schnuppern, am besten mehrere Tage», empfiehlt Andrea Schneider. Eine fundierte Grundausbildung sei essenziell. Wichtig seien auch Belastbarkeit und die Bereitschaft zur Selbstreflexion. «Man darf keine Angst haben, sich mit den grossen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Denn wenn man das selbst nicht kann, wird es schwierig, andere darin zu begleiten.»

Das Interview wurde durch unsere KV-Lernende Nuria Granados geführt.

Andrea Schneider, Pflegeexpertin für Palliative Care
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